Die Kirchturmuhr in Münchsteinach

Die Uhr, ist ein Messinstrument, das den Ablauf der Zeit in gleichmäßigen Zeitspannen lückenlos zählt und anzeigt. Die ältesten Formen sind die Sonnenuhr, die Wasseruhr, die Sanduhr. Seit dem 13. Jahrhundert gibt es Räderuhren, Tragbare seit ca. 1510.

Pfarrer Feder beschreibt 1730 in seiner Chronik über die große Kirchenrenovierung in der Münchsteinacher Klosterkirche, u. a. auch eine neue Uhr im Turm. Die aus unfürdenklicher Zeit schon vorhandene alte Uhr würde 200 Gulden Reparaturkosten verursachen.

Erst 1738 macht Schlosser Jakob Eichhorn aus Sugenheim ein Angebot. Das so lautet:

UNVORGREIFLICHER VORSCHLAG

Von Meister Joh. Jakob Eichhorn, Schlosser zu Mkt. Sugenheim, eine Uhr zu machen. Ein Viertel und Ganz zu machen für Einhundert und sechzig Gulden, gut Gold und die alte Uhr dran mit 4 Zeigern, die Viertel u. Stunden weisen. Wenn aber ein Nachschlag dazu kommen, soll es kosten, 200 Gulden gut Gold. Mit der alten Uhr solle und müsse alle Zeiger und Trieb eingefräst und mit Stahl gehärtet sein, dass man feiner darauf schlagen kann.

Soll die Uhr von guten und aus den Kern geschmiedetes Eisen lang werden. Soll der englische Perpendikel 27 bis 28 Schuh lang werden. Soll die eiserne Stange an den Perpendikel eine Schraube haben, 2 ½ Schuh lang, so das Gewicht hoch und nieder macht.

Soll ein Zifferkästelein vor die Uhr kommen, nach welchen die Uhr zu richten, dass auch zugleich die vier Zeigerblätter aus das acurateste können mitgerichtet werden. Solle der Zeiger mit starken eisernen Stangen gemacht werden.

Sollte die von mir ohne einige Mängel und Fehl, aufgerichtet und auf ein Jahr ohne etwas daran ändern zu dürfen, gewahret werden. Will ich zu meiner Versicherung auf ein halbes Jahr 40 Gulden an den gedachten 200 Gulden zurückstehen lassen, der Leykauf aber sollte mir nach aufgerichteten Accord, eingehändigt werden. Sollte von mir aller Zubehör s o von Eisen sein, müsste ohne weitere Unkosten des Gotteshauses aufzurechnen, verfertigt werden.

Schließlich wird die Uhr am 16.02.1738 bestellt, mit 4-teln und Nachschlag. Kosten 300 Gulden, unter Mitverwendung der alten Uhr, die 200 Gulden Reparatur kosten würde.

Der Uhrmacher und übrige beteiligte Handwerker waren fleißig, die Uhr zeigte ab September bereits die Zeit an. Auch Material- und Handwerkerrechnungen wurden vorwiegend noch im 1738 beglichen.

13 Aus der Abrechung von Zimmermeister Heinrich Köberlein aus Gutenstetten ist zu lesen, dass der Meister mit seinen drei Gesellen (Helfern) 3 ½ bis 5 ½ Tage gearbeitet hat. Der Meister mit 22 Kreuzer Tageslohn, ein Geselle 20 Kreuzer, die Übrigen 18 Kreuzer.

Folgende Arbeiten sind beschrieben:

Zum Ersten haben wir die Löcher in den Glockenstuhl, wo die Hämmer darin gehen, gemacht. Oben bei der kleinen Glocke einen Balken eingezogen. Wieder einen Balken eingezogen, wo der Perpendikel daran hängt. Das Uhrgestell, wo die Uhr darauf steht, das Leitseil um gewand (Läutseil wird gemeint sein) und andere Löcher dadurch gemacht und das Uhrgeheis gemacht und mit Brettern verschlagen. Balken ausgeschnitten, wo die Gewichtssteine durchgehen und eine Eichen durch das Gewölb gemacht, wo das große Seil durchgeht. Die Brucken ober dem Gewölb gemacht und was dergleichen den Uhrmacher ist geholfen worden.

Die Uhr hat anscheinend 12 Jahr lang ihren Dienst getan. 1750 wird Uhrmacher Eichhorn ersucht, die Uhr in Ordnung zu bringen. Drei Jahre später wird Uhrmacher Kraft zu einer Restaurierung bestellt. 1774 ist Schlosser Denzler aus Dachsbach verzeichnet, ebenso Drechsler Hasselbacher, für Walzen und Flaschen in die Uhr zu machen. Zwei Jahre später wurde Uhrmacher Eichhorn aus Neuhof für seine Dienste entschädigt. Wieder zwei Jahre später 1778 geht die gleiche Order an den Münchsteinacher Schmied Bögel, die Kirchenuhr zu machen.

1781 ist wieder Drechsler Hasselacher tätig, Walzen und Flaschen für die Glocken und Uhrenseile zu installieren. 1782 wird u. a. Baumöl eingekauft (das öfter fällig war in all den Jahren), womit das Jahr über die Kirchenuhr, welche aus einem Geh-, einem Viertel- und zwei Aufschlagwerken besteht, dann drei Glocken und 24 Seilwalzen, gangbar erhalten werden müssen. (So die Niederschrift im Kirchenbuch)

Die Uhrentechnik hatte auch über die Jahrhundertwende weiter für sorgenvolle Blicke zum Turm gesorgt. Immer wenn ein Fachmann angefordert wurde kann man annehmen, dass die Uhrzeiger vorher schon wochenlang stillstanden.

So ging es weiter bis zum Unwetter am 4. Mai 1821.

Nach dem Unwetter am 4. Mai 1821, als ein Blitz den verkürzten Weg über den Turm zur Erde nahm. Man könnte annehmen, wenn das Feuer die Glocken schmelzen ließ, dann ist die Uhr mitsamt dem Antriebswerk, ebenso ein Opfer geworden. Ein erstelltes Inventarium von 1821 besagt, dass drei Glocken, welche am 4. Mai beim Turmbrand zerschmolzen sind, eine alte sehr beschädigte Uhr der Turm aber noch beherbergt.

Obwohl der Turm, die Glocken und die Uhr mit Kirche Eigentum des Staates war, zu dieser Zeit (übrigens bis 1948), so wechselten doch immer Schreiben der Beteiligten hin und her, wenn es um Ausgaben ging. Die Staatsvertreter meinten, die Bürger könnten, die Bürger, der Staat ist für seine Liegenschaften zuständig.

Schließlich kam doch eine Zusage vom Landesbauamt im September 1821, die Kosten von 2.463 Gulden und 20 Kreuzer zu übernehmen. Schon Ende des Jahres 1822 war der Turm wieder hergestellt. Drei neue Glocken haben am 22. Dezember im gleichen Jahr ihr Geläut erklingen lassen.

Die Uhrenreparatur verzögerte sich, erst 1823/24 sind 16 Gulden und 15 Kreuzer bei Gastwirt Weiß fällig, welche Uhrmacher Heimleiter beim Aufsetzen der Turmuhr verzehrte (so im Gemeindearchiv).

Die kostensparende Reparatur rächte sich bald, schon in den Jahren 1827/28 mussten zwei Gulden und 45 Kreuzer an Schlossermeister Bischoff aus Neustadt, für einen neuen Trieb in die Kirchenuhr ausgegeben werden. Ein Wartungsvertrag mit Fa. Hausleitner, Ansbach, war die Folge, der 1837 nicht mehr verlängert wurde.

Das Uhrseil ist gerissen, die Uhr steht, schnelle Abhilfe ist geboten, wegen der Schule, so heißt es am 5.12.1852. Seile zu den Glocken und zur Uhr haben in all den Jahren öfter Sorgen aufkommen lassen, sie waren immer der Abnützung ausgesetzt.

1875 sind im Gemeindearchiv sieben Gulden für Turmuhr Reparatur an Gg. Lechner verbucht, dieser Betrag zu damaliger Zeit, eine größere Arbeit. Obwohl ein kirchl. Inventarium von 1877 eine alte, doch gute Uhr, die 200 Gulden Wert ist, ausweist, wird zwei Jahre später 1879 mit Gg. Lechner von Schornweisach ein Rep.-Vertrag abgeschlossen.

Nach weiteren 4 Jahren ist schon wieder eine größere Instandsetzung fällig. Hier heißt es: Zeiger sowie Ziffern müssen gut und dauerhaft vergoldet werden. Lechner hat 2 Jahre Garantie für fehlerfreien Gang zu leisten. Er erhält für sämtliche Arbeiten 135 Mark, welche zur Hälfte beim Aufstellen, die zweite Hälfte an Martini gleichen Jahres bezahlt werden. Neben der Reparatur hat man der Zeitanzeige auch noch eine Verschönerung zukommen lassen.

Neun Jahre musste die Alte, die nach dem Turmbrand reparierte, noch die Zeit anzeigen und wird auch in dieser Zeit noch so manches Wehwehchen überstanden haben.

1888 war es dann soweit, mit Uhrmacher Gg. Lechner aus Schornweisach wurde abermals ein Vertrag am 5. August über eine gänzlich neue Uhr für den Kirchturm abgeschlossen.

Hier heißt es wörtlich: Uhrmachermeister Gg. Lechner v. Schornweisach liefert auf den hiesigen Kirchturm eine neue Uhr, welche außer dem Gangwerk, ein Viertelund 2 Stundenschlagwerke enthält.

Die Lager sollen sämtlich aus Rotguss hergestellt werden. Die Stränge zum Früh- und Abendschlagwerken gibt Akkordant dazu.

Für seine Dienste bekommt Gg. Lechner 575 Mark plus alte Uhr. Von dieser Summe werden 475 Mark gezahlt, sobald die Uhr geht, der Rest von 100 Mark im Herbst 1889, wenn sie gut ist. Die Uhr muss bis Lichtmess 1889 fertig geliefert werden. Lechner garantiert 5 Jahre für gutes Gehen und besorgt etwaige nötige Reparaturen während der Garantierzeit unentgeltlich.

Gez. Gg. Lechner Flory Bgm. Wagner, Döhler, Wagner, Deputierte

Dieses Uhrwerk, schon eine industrielle Herstellung, hat das handwerkliche von 1738 abgelöst (so Turmuhrsachverständiger Dürr aus Rothenburg).

Fortan zeigte die Neue, wie schon Jahrhunderte vorher die Alte, die Zeit nach zwei Seiten zum Dorf an. Die Bürger waren damit unzufrieden, sie hätten noch gerne eine Zeitanzeige am östlichen Dorfeingang.

Dieser Wunsch wurde von den Kirchenvätern erst zwei Jahre später, anno 1890, in die Beratung aufgenommen. 30 Jahre später 1921 soll Uhrmacher Lechner gehört werden. Schließlich ist es am 27.02.1930 soweit, das Anbringen eines dritten Zifferblattes an der Ostseite wird dem Uhrmacher Lechner aus Gutenstetten übertragen.

Mancher Befürworter anno 1890 wird nach 40 Jahren, die Uhrzeit an der Ostseite des Turms nicht mehr abgelesen haben.

Eine lange Zeit damals, bis Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Der erste Weltkrieg 1914-18, dann die folgende Geldentwertung anno 1923, werden ihren Teil dazu beigetragen haben.

Die technischen Mängel der Uhrtechnik haben im 20. Jahrhundert nachgelassen, die Ausgaben haben sich verkleinert, nur die moderne Zeit hat ihren Tribut gefordert. Seit 1963 ist die Elektrik eingekehrt, mit der ständigen Wartung ist es vorbei. Wenn die Elektrische einmal im Jahr den Service-Mann sieht, ist sie zufrieden (nach Auskunft des Sachverständigen).

Das alte Werk von 1888 ist Geschichte, kann aber noch, wie auf dem obigen Bild zu sehen, besichtigt werden. Fühlt sich in luftiger Höhe zwar nutzlos, steht niemandem im Weg, braucht keine Wartung, könnte demnach noch lange als Zeuge vergangener Zeit dort schlummern.